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Pflanzen-Veredelung


Unter Pflanzen-Veredelung versteht man eine traditionelle Form der künstlichen Vermehrung. Da beim Veredeln ein genetisches Individuum vervielfältigt wird, handelt es sich dabei um eine Form des Klonens. Dabei wird eine sogenannte Unterlage mit einem Edelreis oder Edelauge verbunden. Zweck des Veredelns ist der Erhalt der Sortenreinheit. Es gibt aber auch weitere Gründe für eine Veredelung, z. B. das Wurzelsystem des Edelreises passt nicht zum Boden, oder das Wurzelsystem des Edelreises ist krankheitsanfällig (z. B.: Resistenz gegen bodenbürtige Pilze), zu schwaches Wurzelsystem des Edelreises (z. B.: bessere Versorgung der oberirdischen Pflanzenteile), Beeinflussung der Wuchsstärke (Ziel: schwachwüchsige bzw. starkwüchsige Formen). Je enger die Verwandtschaft zwischen Unterlage und Edelreis ist, umso wahrscheinlicher ist das Zusammenwachsen der Veredelungspartner. Im nachfolgendem Bericht möchten wir Ihnen die besten Veredelung-Methoden bei Kastanien aufzeigen.

Veredelungs-Werkzeuge



1. Okuliermesser, geeignet für die meisten Veredelungen, außer Geißfuß. Dieses Messer ist nur einseitig geschliffen, was verschiedene Messer für Links-und Rechtshänder notwendig macht.
2. Die Oberseite beim Okuliermesser, dient zum Öffnen des T-Schnittes beim Okulieren.
3. Veredelungsmesser mit gebogener Spitze. Das Messer ist beidseitig geschliffen und eignet sich für die Geißfuß-Veredelung.
4. Spezielles Messer für Geißfuß-Veredelung, mit 90 Grad gebogener Klinge.


5. Schleifstein für sehr feinen Schliff, auch Belgischer Brocken genannt.
6. Baumwachs zum Verschließen der offenen Wunden.
7. Dehnbares Veredelungsband (lässt sich um das 8-fache der ursprünglichen Länge dehnen).
8. Zum Verbinden kann auch Bast verwendet werden, dieser muss aber nach dem Anwachsen geöffnet werden.


Chip-Veredelung


Die Chip-Veredelung, auch Chip-Budding genannt, stammt ursprünglich aus Amerika und ist eine Art Augenveredelung (Okulation), die im Frühjahr und auch im Sommer praktiziert werden kann. Im Frühjahr sind bei dieser Methode Edelreiser mit schlafenden Augen vom letzten Jahr erforderlich, die bereits in der kalten Jahreszeit geschnitten und in einer Kühlzelle aufbewahrt werden sollen. Im Sommer hingegen können ab Mitte Juli, gut ausgereifte Augen von diesem Jahr, verwendet werden.

1. Mit dem Okuliermesser wird von oben nach unten ein zwei- bis drei Zentimeter langer, sauberer Schnitt ausgeführt (Messer muss scharf geschliffen sein).
2. Beim Edelreis wird genau der gleiche Span, wie vorher bei der Unterlage, herausgeschnitten. Im Gegensatz zum Okulieren wird beim Chip-Budding ein kleiner Teil Holz am Auge belassen.
3. Der herausgeschnittene Span mit dem Edelauge wird nun in die gewünschte Unterlage eingefügt. Der Span kann geringfügig kleiner sein, als die Auflagefläche der Unterlage, soll jedoch niemals größer sein.
4. Um dem Span einen besseren Halt zu geben, wird beim Entfernen des Spans bei der Unterlage schräg nach unten eingeschnitten.


5. Der aufgebrachte Span wird nun von oben nach unten, mit einem Veredelungs-Plastikband verbunden. Es muss darauf geachtet werden, dass das Auge nicht verschoben wird. Bei den Veredelungsbändern haben sich dehnbare Plastikbänder gut bewährt.
6. Wird im Frühjahr veredelt, muss das Auge offen gelassen werden. Bei dehnbaren Veredelungsbändern hingegen kann auch komplett verschlossen werden, weil hier das Auge beim Austreiben das dünne Band durchbricht. Nach dem Austreiben werden die Plastikbänder entfernt.
7. Bei Sommer-Veredelungen muss das Auge immer komplett verschlossen werden, weil es erst im darauffolgenden Jahr austreibt. Die Bänder sollten jedoch nach drei bis vier Wochen entfernt werden.
8. Austreibende Knospe im Frühjahr, von einer Sommer-Veredelung.


Ringokulation


Die Ringokulation, in Südtirol besser bekannt als Röhrln, ist eine sehr alte Veredelungs-Variante. Sie ist wahrscheinlich die älteste Methode Kastanienbäume zu veredeln. Beim Röhrln ist kein Aufbewahren von Edelreisern (schlafende Augen) notwendig. Das Edelauge wird in Form eines Ringes direkt entnommen, und auf die gewünschte Unterlage aufgebracht. Diese Methode kann nur im Frühjahr, wenn die Bäume im Saft sind, angewandt werden. Diese Veredelungsvariante ist für jeden, ohne größeren Aufwand und mit sehr guten Erfolgen, zu praktizieren.

1. Die Unterlage wird von oben nach unten in mehrere Teile aufgerissen.
2. Beim Edelreis wird die Rinde durch drehen vom Holz losgelöst, und danach oberhalb und unterhalb vom Auge ringsherum eingeschnitten.
3. Jetzt wird der Ring mit dem Edelauge, von unten nach oben, herausgeschoben. Würde der Ring nach unten herausgenommen, würde er aufspringen und könnte nicht mehr verwendet werden.
4. Entfernter Ring.


5. Das Edelauge wird nun vorsichtig von oben auf die Unterlage eingeführt
6. Der Ring wird solange nach unten geschoben, bis am oberen Ende des Ringes Saft austritt, der Ring darf auf keinen Fall aufspringen.
7. Die aufgerissenen Rindenteile der Unterlage, können entfernt oder oberhalb des Ringes zusammengebunden werden. Bei der Ringokulation ist kein Versiegeln mit Wachs notwendig.
8. War die Veredelung erfolgreich, treibt das Edelauge nach zwei bis drei Wochen aus.


Okulation


Die Rinde der Unterlage muss für die meisten Okulationsmethoden die jahreszeitgebundene Eigenschaft lösen aufweisen. Verfahren, die das Auge hinter die Rinde schieben, sind erst in der Vegetationsphase anwendbar, denn zu dieser Zeit ist das Kambium zwischen Rinde und Holz im Wachstum und es entsteht ein dünner Film zwischen Rinde und Holz. Zum Zeitpunkt der Entnahme müssen die Knospen des Edelreises ausgereift sein, dies ist für Knospen des aktuellen Jahres häufig erst im Juli gegeben. Möchte man im Frühjahr okulieren, müssen die Edelreiser in der Winterruhe geschnitten und danach bis zum Veredelungstermin kühl gelagert werden.

1. Okuliermesser mit einseitig geschliffener Schneide.
2. Bei der gewünschten Unterlage wird ein T-Schnitt mit dem Okuliermesser ausgeführt.
3. Danach wird beim Edelreis ein Auge herausgeschnitten. Geschnitten wird von unten nach oben, und nicht wie beim Chip-Budding, von oben nach unten.
4. Weil beim Okulieren nur die Rinde geöffnet wird, und kein Holz mit entfernt wird, muss beim Edelauge das Holz entfernt werden, um sich der Rundung der Unterlage anzupassen.


5. Mit der Rückseite vom Okuliermesser, wird der T-Schnitt vorsichtig geöffnet.
6. Jetzt wird das Auge eingeführt.
7. Es wird solange eingeschoben, bis die Oberseite von Unterlage und Edelauge bündig ist.
8. Zuletzt wird das Auge verbunden. Bei dehnbaren Veredelungsbändern kann komplett verschlossen werden (das Auge durchbricht das Band), bei normalen Bändern wird das Auge offengelassen und nach dem Anwachsen entfernt.



Geißfußveredelung


Sie ist ein Verfahren, um zwei ungleich starke Veredelungspartner zu verbinden. Bei Kastanien sollte die Unterlage jedoch nicht dicker als drei bis vier Zentimeter sein. Bei dickeren Unterlagen dauert es sehr lange, bis Edelreis und Unterlage komplett verwachsen sind. Bei der Freilandveredelung kann die Unterlage bereits angetrieben sein. Die Edelreiser jedoch sollten im Winter geschnitten und bis zur Veredelung kühl gelagert werden, damit sie nicht austreiben.

1. Beim Geißfuß wird ein spezielles Messer mit gebogener Spitze verwendet. Dieses Messer ist auf beiden Seiten geschliffen.
2. Mit dem Messer wird nun bei der Unterlage, von unten nach oben, ein Keil herausgeschnitten.
3. Dieser Schnitt sollte in einem 90 Grad Winkel erfolgen.
4. Jetzt wird das Edelreis, auf den Ausschnitt der Unterlage, angepasst.


5. Das Edelreis wird auf die Unterlage eingefügt. Es muss darauf geachtet werden, dass sich das Kambium von Unterlage und Edelreis genauestens angepasst haben.
6. Verbunden wird mit Bast oder mit Veredelungsbändern. Nach dem Verbinden sollte das Edelreis, durch leichtes Klopfen von oben, noch besser an die Unterlage angepasst werden.
7. Anschließend werden alle offenen Schnittstellen mit Baumwachs sorgfältig verstrichen.
8. Wird Bast zum Verbinden verwendet, muss dieser nach dem Anwachsen entfernt werden, um ein Erwürgen zu verhindern.


Kopulation


Edelreiser der Sorte und Unterlage sind von annähernd gleichem Durchmesser und werden mittellang angeschnitten und dann so miteinander verbunden, dass die Kambiumschichten aufeinander liegen. Die Verbindung gilt weniger stabil, als die Kopulation mit Gegenzunge. Bei Kastanien erzielt man mit dieser Methode aber meist bessere Erfolge.

1. Die Unterlage wird schräg abgeschnitten.
2. Das Edelreis wird genau angepasst.
3. Mit einem Veredelungsband, oder…
4. ...mit Papier-Klebeband verbunden.


Kopulation mit Gegenzunge


Bei der Kopulation mit Gegenzunge werden Edelreis und Unterlage schräg angeschnitten, die Schnittstellen jedoch zusätzlich mit einem Einschnitt versehen, die ein Ineinanderschieben beider Partnergehölze möglich machen. Zweck der Gegenzungen ist die größere Festigkeit der Verbindung, sowie die Schaffung größerer Kontaktflächen der Kambiumschichten, was ein rascheres Zusammenwachsen an der Veredelungsstelle fördert. Bei Kastanien ist die Anwachsrate eher gering.

1. Unterlage und Edelreis sollten annähernd gleich dick sein. Beide Teile werden mit dem Okuliermesser gleich schräg angeschnitten.
2. Zusätzlich werden beide Teile längs eingeschnitten.
3. Nun werden beide Teile ineinander geschoben,.
4. Zum Verbinden können Veredelungsbänder oder Karosserie-Klebebänder aus Papier verwendet werden.