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Torymus sinensis Kamijo



2. Mai 2012

Dank dem Pflanzenschutzdienst Bozen, in Zusammenarbeit mit der Universität Turin, konnte auch heuer wieder der Nützling und Gegenspieler der Gallwespe Torymus sinensis freigesetzt werden. In sechs ausgewählten Standorten wurden knapp tausend Exemplare freigelassen.





Bild: Mitarbeiterinnen der Universität Turin beim Freilassen des Nützlings Torymus sinensis

Biologische Bekämpfung der Kastanien-Gallwespe wird fortgesetzt

Auch in Südtirol sorgt die aus China eingeschleppte Kastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) für Besorgnis bei den Kastanienbauern. Nach dem ersten Auftreten im Jahr 2008 in Terlan hat sich der Schädling in den letzten Jahren immer weiter ausgebreitet. Aufhalten lässt sich der Schädling nicht mehr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich in allen Südtiroler Kastanienhainen einnistet. Wie die Erfahrungen aus anderen Befallsgebieten nur allzu deutlich zeigen, sind ohne entsprechende Gegenmaßnahmen empfindliche Ertragseinbußen unvermeidlich.


Bild: Torymus sinensis Weibchen, deutlich erkennbar am langen Legebohrer.

Schadbild

Im Sommer legen die geflügelten erwachsenen Weibchen − D. kuriphilus pflanzt sich ausschließlich ungeschlechtlich fort, Männchen gibt es keine − ihre Eier in die Knospen der Esskastanien ab. Im folgenden Frühjahr sind dann die Befallsymptome zu erkennen: Das unverwechselbare Schadbild sind die grünen bis rötlichen Gallen an Blättern und Knospen. Urheber dieser Wucherungen sind die eingenisteten Larven der Kastanien-Gallwespe. Durch die Ausscheidung von speziellen Substanzen regen sie das frische Gewebe der Kastanienbäume zu abnormalem Wachstum an. Die tumorartigen Gallen dienen den Larven während ihrer Entwicklung als Nahrung und Schutz, die befallenen Bäume aber können schwer darunter leiden. Verringertes Wachstum und verminderte Blattfläche können zu empfindlichen Ertragsausfällen führen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wäre nicht nur ökologisch äußerst bedenklich, sondern auch sinnlos, weil die Larven in den Gallen bestens geschützt sind. Die geflügelten Weibchen haben eine Lebensdauer von lediglich zehn Tagen und nur in diesem sehr kurzen Zeitraum wären sie angreifbar. Abgesehen von der Tatsache, dass keine wirksamen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen, wäre eine erfolgreiche chemische Bekämpfung aufgrund des verzettelten Fluges der Gallwespe und der Größe der Bäume praktisch ein unmögliches Unterfangen.

Schlupfwespe vs. Gallwespe

Die einzige derzeit zur Verfügung stehende und Erfolg versprechende Gegenmaßnahme stellt die biologische Bekämpfung durch den gezielten Einsatz von spezifischen Gegenspielern dar. Die Larven der Gallwespe sind nämlich nicht unverwundbar: Die Weibchen der ursprünglich ebenfalls aus China stammenden Schlupfwespen-Art Torymus sinensis suchen gezielt die Gallen auf, stechen sie mit ihren langen Legebohrern an und legen so ihre eigenen Eier in die Brutkammern der Gallwespen ab. Die sich aus den Eiern entwickelnden Larven dieser Schlupfwespen fressen dann die Larven des Schädlings auf.
Bereits im Jahr 2010 hat der Pflanzenschutzdienst des Landes ein Abkommen mit der Universität Turin geschlossen. Die Wissenschaftler der UNI Turin arbeiten bereits seit 2004 an der Optimierung der biologischen Bekämpfung. Im Piemont, wo im Jahr 2005 erstmals gezielt Exemplare von Torymus sinensis freigesetzt wurden, sind bereits erste Erfolge zu verzeichnen. Da sich die Schlupfwespe Torymus sinensis ausschließlich von den Larven der Gallwespe ernährt, kann die Schlupfwespen-Strategie nur bei entsprechend starkem Befall aufgehen.


Bild: Männchen und Weibchen der Gattung Torymus sinensis

Bereits in 11 Kastanienhainen freigesetzt

In Südtirol wurde im Jahr 2010 mit dem Einsatz dieses Nützlings begonnen. Das Bekämpfungsprogramm wurde im Vorjahr und heuer fortgesetzt. Mittlerweile wurde dieser spezifische Gegenspieler bereits in 11 Kastanienhainen freigesetzt, darunter auch in Lana, Völlan, Burgstall, Marling und Meran. Nun heißt es Geduld haben, denn der Nützling benötigt mehrere Jahre um sich entsprechend zu vermehren und weiter auszubreiten um dann die Gallwespe entscheidend in die Schranken zu weisen. Im ersten Jahr verbreitet er sich nur rund 300 Meter um den Ort seiner Freisetzung, nach zwei Jahren sind es dann aber schon 1,5 km. Erfahrungsgemäß dauert es 8 − 10 Jahre, bis sich in einem Kastanienhain ein Gleichgewicht zwischen Nützling und Schädling einstellt. Schnelle Erfolge sind also nicht zu erwarten, allerdings ist diese biologische Bekämpfungsart die einzig wirksame Maßnahme, um größere Schäden vom Südtiroler Kastanienanbau abzuwenden.
Ein besonderer Dank ergeht an den Obmann Hanspeter Reiterer und Herrn Hans Laimer vom Kastanienverein Keschtnriggl, mit dem das Projekt von Beginn an abgesprochen war, für die stets tatkräftige Unterstützung und Mithilfe bei der praktischen Umsetzung des Programmes.


Konrad Mair - Landespflanzenschutzdienst


Mehr über die Gallwespe erfahren Sie hier..

Weitere Fotos finden Sie hier...